Peter Diener, mein Urgroßvater mütterlicherseits eröffnete das Geschäft in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts, das Foto rechts stammt aus dem Jahr 1928, daher übernahm ich dieses Datum als Gründungsdatum.
Anfangs war es ein Laden für Schuhmacherbedarf. Peter Diener fuhr auch mit einem Lieferfahrzeug durchs "Ländche" und belieferte die dort ansässigen Schuhmacher mit Leder und Zubehör.
Peter Diener hatte 6 Kinder, zwei davon starben im zweiten Weltkrieg. Wann genau die Übergabe des Geschäfts an seine Kinder erfolgte, weiß ich nicht genau zu sagen. Verbürgt ist, dass es wohl nicht so gut lief und sich die Geschwister irgendwann überwarfen. Mein Großvater stieg aus und suchte sich eine Arbeit bei Sarotti in Hattersheim. Der Laden wurde im Laufe der 50er Jahre an die Familie Otte vermietet, die ihn bis zum Jahre 1966 unterhielt.
Im Jahr 1967 übernahmen meine Eltern, Gisela (geborene Diener) und Albrecht Wischert das Geschäft. Es wurde erst einmal renoviert. Im Jahr davor waren wir auch privat in das Geschäftshaus umgezogen, woran ich mich nur noch vage erinnern kann. Der Anfang war mühsam, die Ladenausstattung wurde gebraucht gekauft oder selbst gebaut, hierbei kamen uns die handwerklichen Fähigkeiten meines Großvaters väterlicherseits zu Hilfe.
Anfang der siebziger Jahre war dann der Durchbruch soweit geschafft, dass ein ordentliches Leben in bescheidenem Wohlstand möglich war. Die Zeiten waren aus heutiger Sicht ideal: Der Fachhändler war - bis auf die Kaufhäuser und Versandhändler - konkurrenzlos, kein Internet weit und breit und der Markt war noch nicht gesättigt.
Anfang der 80er Jahre wurde das Geschäft vergrößert. Wo früher ein Stall war, wurde das Gebäude ausgebaggert, abgestützt und mit dem Laden im Vorderhaus verbunden. Das brachte weiteren Schwung ins Geschäft. Das Bild stammt aus dem Jahr 1986. Privat kam es dann zur Trennung meiner Eltern und meine Mutter führte das Geschäft fortan alleine. Das tat sie bis zum Januar 1997. Die Suche nach einem Nachfolger blieb erfolglos, hier komme nun ich ins spiel.
Ich, Bernd Wischert, übernahm nach 4-Wöchiger Umbau- und Renovierungspause das Geschäft im Februar 1997. Das war eigentlich nie mein Plan...
Mit 16 Jahren begann ich eine Ausbildung zum Bankkaufmann und erlangte danach auf dem 2. Bildungsweg die Fachhochschulreife. Nach einjähriger Erfahrung der anderen Art bei einer mir doch sehr wesensfremden Institution absolvierte ich ein Informatikstudium an der Fachhochschule Darmstadt mit Erfolg und arbeitete 8 1/2 Jahre als Software-Ingenieur bei der Firma Linotype in Eschborn. Dort kündigte ich mit dem Gedanken und in dem Glauben, mich nach einem Sabbattical als Informatiker selbstständig zu machen. Parallel suchte meine Mutter nach einem Nachfolger für das Geschäft und fand keinen.
Und so kam es, dass ich - nach kurzer aber intensiver Überlegung - meinen Lebensplan änderte und das Geschäft in vierter Generation übernahm. Das Foto stammt vom Eröffnungstag, im Eingang meine Mutter.
... bin ich stets bemüht, den Anforderungen, die meine Kundschaft, Mitarbeiterinnen und ich selbst an mich stellen gerecht zu werden.
Am Anfang stand eine moderate Neuausrichtung des Sortiments an. Neue Marken wurden aufgenommen, die Taschen modischer, Sortimente ausgetauscht. Dabei habe ich stets versucht, die Stammkundschaft mitzunehmen, was größtenteils auch gelang.
Darüber hinaus engagierte ich mich im Gewerbeverein IHH, dessen Vorsitzender ich später auch für einige Jahre war.
Die Herausforderungen für Inhaber geführte Geschäfte wie meines wurden und werden von Jahr zu Jahr größer. Langeweile kommt somit nicht auf. Der klassische Lederwaren-Einzelhändler ist leider eine aussterbende Gattung, da gibt es kein Vertun. Das heißt aber nicht, dass das einzelne Geschäft vor Ort keine Chance mehr hat! Bei allen Hürden habe ich - kurze Phasen der Ernüchterung inbegriffen - über die vielen Jahre die Motivation nicht verloren und Spaß an meinem Job. Internet hin, Social Media her - Hauptaugenmerk liegt auf dem Kontakt von Mensch zu Mensch, vor Ort im Geschäft. Ich bin der festen Überzeugung, meinen Kund(inn)en weiterhin fachlich einen echten Mehrwert bieten zu können - gerne auch mal im persönlichen Gespräch - und somit meine Existenzgrundlage auf absehbare Zeit behaupten zu können. Ob ich da richtig liege, entscheidest auch Du.